Wie bei der Ölkrise

Klimaneutralität könnte ohne große Einbußen am Lebensstandard möglich sein. Der Übergang verursacht aber hohe gesamtwirtschaftliche Kosten.

Wirtschaftspolitik braucht Zeit, um zu wirken. Was theoretisch simpel klingt, kann in der Praxis weitreichende Konsequenzen haben. Als Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard nach der Währungsreform 1948 überraschend die Preise freigab, verschlechterten sich in Westdeutschland erst einmal fast alle Wirtschaftsdaten. Die Inflation stieg, die Arbeitslosigkeit auch, weshalb der Deutsche Gewerkschaftsbund noch im selben Jahr zum Generalstreik aufrief. Der Weg ins Wirtschaftswunder begann erst nach 1950.

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Nikolaus Piper
Verpfeifen hilft

Die Affäre um Provisionen für die Vermittlung von Corona-Masken ist ein guter Anlass, um sich mit der ökonomischen Theorie der Korruption zu befassen.

Deutschland ist eines der am wenigsten korrupten Länder der Erde. Nach dem Korruptionswahrnehmungsindex (CPI), den die Organisation Transparency International regelmäßig veröffentlicht, lag die Bundesrepublik 2020 zusammen mit Luxemburg auf Platz neun (von 179) - hinter den nordischen Ländern, Neuseeland, Singapur, den Niederlanden und der Schweiz, aber deutlich vor Frankreich und den USA. Umso interessanter ist es, wenn in diesem Deutschland doch einmal etwas passiert.

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Verschwörung

Der Film "Oeconomia" wird hoch gelobt, weil er angeblich die Geheimnisse des Kapitalismus entschleiert. Es lohnt sich, genauer hinzusehen.

Gute Verschwörungserzählungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie immun sind gegen Fakten. Corona ist eine Erfindung böswilliger Mächte, der Klimawandel ebenso, und der Terrorangriff vom 11. September 2001 war ein inside Job, sprich: Er wurde vom amerikanischen Geheimdienst verübt. Gegen solche Theorien hat die Realität keine Chance, jedenfalls bei denen, die daran glauben und sie im Internet verbreiten.

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Meinen und wissen

In der Redaktion des "Wall Street Journal" ist der alte Konflikt zwischen Nachrichten und Meinungsteil ausgebrochen. Es lässt sich einiges lernen.

Was immer man über das Wall Street Journal denken mag, eine Leistung kann der Zeitung niemand absprechen: Sie ist fast seit ihrer Gründung vor 131 Jahren das Symbol schlechthin für den amerikanischen Kapitalismus und dessen Versprechen. Nirgends wird das schöner dargestellt als in Billy Wilders Komödie "Manche mögen's heiß" von 1959.

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Nikolaus Piper
Gemeinwohl

Was die Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom und das Bewässerungssystem einer 500-Seelen-Gemeinde in den Schweizer Bergen heute über die Pandemie sagen können.

Seit die Corona-Pandemie in Deutschland angekommen ist, hat der viel ge- und missbrauchte Begriff "Gemeinwohl" eine neue konkrete Bedeutung gewonnen. Das Gemeinwohl wahren - das ist nicht mehr wolkige Kritik am Kapitalismus.

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Nikolaus Piper
Der Rückfall

Die liberale Ordnung des Welthandels löst sich immer weiter auf. An die Stelle tritt ein aggressiver Merkantilismus.

Fast täglich kann man zuschauen, wie die liberale Weltwirtschaftsordnung unter dem Druck von Corona, Trump und China zerbröselt. Jüngstes Beispiel ist der Kampf um die chinesische Plattform Tiktok. Wer hätte sich noch vor Kurzem vorstellen können, dass ausgerechnet eine amerikanische Regierung allen Ernstes versuchen würde, einem ausländischen Anbieter das Geschäft zu verbieten? Und dass dann auch noch Microsoft, einer der vier dominierenden Technologiekonzerne, dieses Geschäft übernehmen will, wofür dann der Präsident im Erfolgsfalle "eine Menge Geld" für die Staatskasse beansprucht? Als eine Art Bearbeitungsgebühr sozusagen.

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Nikolaus Piper
Hamiltons Augenblick

Könnten die Beschlüsse des EU-Gipfels der erste Schritt sein auf dem Weg zu den Vereinigten Staaten von Europa? Der Gedanke ist nicht so abwegig.

Zu den erfolgreichsten Broadway-Musicals der jüngeren Zeit gehört "Hamilton". Es handelt vom Leben Alexander Hamiltons, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten, dessen Porträt heute die Zehn-Dollar-Note ziert. Die Schauspieler sind überwiegend schwarz und die Musik klingt nach Hip-Hop, Rap und Rhythm and Blues. Tatsächlich bietet Hamiltons Leben Stoff…

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Nikolaus Piper
Spätkapitalismus

Jeder redet davon, aber keiner weiß, was er bedeutet: Anmerkungen zur Kulturgeschichte eines modischen, aber heutzutage inhaltsleeren Kampfbegriffs.

Künstler haben zu Wirtschaftsdingen einen anderen Zugang als Ökonomen. Das ist auch gut so, denn anderenfalls wäre das Leben langweilig. Trotzdem muss man gelegentlich schlucken, wenn sich der Kunstbetrieb ökonomischen Themen annimmt.

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Geld spielt bei der Gesundheit keine Rolle

Die Kliniken haben die Corona-Krise bisher gut überstanden. Aber ist es deshalb falsch, sie auch ökonomisch zu sehen?

Am 5. September 2019 veröffentlichte das Magazin Stern einen Aufruf von Ärzten aus der ganzen Republik gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Der Aufruf stand unter der Überschrift "Mensch vor Profit" und wurde von mehr als 200 Medizinern und 19 Organisationen unterzeichnet. Unter ihnen waren Prominente, wie der Präsident des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery. "Die Logik der Ökonomie verdrängt den Ethos der Heilkunst", heißt es in dem Text. Als der Aufruf erschien, dachte noch niemand daran, dass binnen weniger Monate eine Pandemie das öffentliche Leben in weiten Teilen der Welt lahmlegen würden.

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Unsinn mit Methode

Wenige Fragen in der Geschichte sind so eindeutig zu beantworten wie die, wer am Zweiten Weltkrieg schuld ist. Trotzdem wird es wohl immer Leute geben, die behaupten, nicht Hitler und die Wehrmacht hätten den Krieg vom Zaun gebrochen, sondern die Freimaurer, die Juden, die Wall Street oder wer auch immer. Rechte Verschwörungstheorien zumeist, die man am besten ignoriert.

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